Freitag, 9. Oktober 2009

Posititionskämpfe

Ein wichtiger Vorteil für einen Pendler gegenüber sporadischen Bahnfahrern ist, dass er bei potenziell vollen Zügen aus Erfahrung weiß, wo er einsteigen muss, um als einer der ersten Zusteigenden einen Platz zu bekommen. Zuvorkommen könnten ihm nicht nur andere Reisende ohne Reservierung, sondern auch jene mit, die im engen Gang zögernd und mit wuchtigem Gepäck bewehrt nach ihrem Platz suchen und so den Pendler ausbremsen, während vom anderen Wageneingang andere, platzkonkurrierende Zusteigende einströmen.

Die DB versucht, jedes Aufkommen von Routine im Keim zu ersticken. Zum Beispiel halten die Züge nur selten an zwei aufeinander folgenden Tagen auf der gleichen Höhe. Manchmal kehrt die DB die Wagenfolge um oder setzt Ersatzwaggons ein. So kann der Pendler nur grob abschätzen, wo er sich am Bahnsteig hinstellen muss.

Selbst wenn der Pendler Erfolg hat, an der richtigen Stelle steht, schnell einsteigen kann und einen freien Platz erwischt, kann er sich nicht sicher sein. Dafür sorgt die DB, indem sie Reservierungen nicht anzeigt oder an allen Plätzen auf den Displays "ggf. freigeben" oder "ggf reserviert" leuchten lässt, was so viel heißt wie: "Wieder einmal waren wir nicht in der Lage, einen für Ihre Zufriedenheit wichtigen Service zu bieten. Wenn Sie hier Platz nehmen, könnten Sie verscheucht werden. Ihre DB" In Zügen, die am Startbahnhof bereit gestellt werden, sitzen zwar noch keine Passagiere, aber es dauert, bis die Zugbegleiter die Reservierungen von Diskette (sic!) eingespielt haben.

Die DB hält zwar als "bahn.comfort" deklarierte Plätze bereit, die für Vielfahrer gedacht sind. Allerdings kann die Zahl dieser Plätze variieren. Zudem werden diese Plätze öfters aus Unwissen oder Trotz von Wenigfahrern belegt. Da die Schaffner das nicht von sich aus kontrollieren geschweige denn sanktionieren, muss der Pendler in vollen Zügen selbst aktiv werden, indem er einen Generalverdacht in die daraufhin staunende, mitunter auch missmutige, meist aber ignorante Runde äußert oder den Schaffner holt, um seine Ansprüche anzumelden. Dieser wird sich aber vermutlich am anderen Ende des Zuges gerade mühsam fahrkartenkontrollierend durch das Gedränge wühlen...



1 Kommentar:

  1. Die bahn.comfort-Sache versteht man auch erst, wenn man selbst einer ist. Wünsche mir noch mehr Comfort-Aufscheuchstories.
    Gruß, Renate

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